ADHS bei Frauen: Die übersehene Diagnose und ihre Besonderheiten
ADHS bei Frauen wird oft jahrelang übersehen. Erfahren Sie, warum Frauen mit ADHS häufiger undiagnostiziert bleiben und welche geschlechtsspezifischen Besonderheiten es gibt.

Verfasst von
Dr. Sarah Müller


Warum wird ADHS bei Frauen so oft übersehen?
ADHS bei Frauen bleibt häufig jahrelang unerkannt. Während bei Jungen die Diagnose oft schon in der Grundschule gestellt wird, erhalten viele Frauen ihre ADHS-Diagnose erst im Erwachsenenalter – oft erst mit 30, 40 oder sogar 50 Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Stereotype und Vorurteile
Das klassische Bild von ADHS ist geprägt von hyperaktiven, störenden Jungen. Mädchen und Frauen mit ADHS entsprechen diesem Stereotyp oft nicht, weshalb ihre Symptome übersehen werden.
Andere Symptommuster
Frauen zeigen häufiger den unaufmerksamen Subtyp von ADHS, bei dem die Hyperaktivität weniger ausgeprägt ist. Statt herumzuzappeln, sind sie eher verträumt, chaotisch oder vergesslich.
Bessere Kompensation
Mädchen entwickeln oft früh Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu kaschieren. Sie strengen sich überdurchschnittlich an, erscheinen nach außen funktional, leiden aber innerlich.
Typische Symptome bei Frauen
ADHS manifestiert sich bei Frauen oft anders:
- Tagträumen: Häufiges Abschweifen in Gedanken
- Emotionale Dysregulation: Intensive Stimmungsschwankungen, besonders prämenstruell
- Overthinking: Grübeln und gedankliches Kreisen
- Perfektionismus: Überkompensation durch übertriebene Anstrengung
- Soziale Schwierigkeiten: Probleme, Freundschaften zu pflegen
- Innere Unruhe: Rastlosigkeit ohne äußere Hyperaktivität
Hormonelle Einflüsse
Hormone spielen bei Frauen mit ADHS eine besondere Rolle. ADHS-Symptome können sich verstärken:
- Während der Menstruation
- In der Schwangerschaft und nach der Geburt
- In den Wechseljahren
Diese hormonellen Schwankungen machen die Diagnose zusätzlich komplex.
Der Weg zur Diagnose
Wenn Sie als Frau vermuten, ADHS zu haben, ist ein kostenloses Online-Screening der erste Schritt. Suchen Sie anschließend einen Spezialisten, der Erfahrung mit ADHS bei Frauen hat.
Über den Autor / die Autorin

Dr. Sarah Müller
Dr. Sarah Müller ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen.
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