ADHS und Schlafprobleme: Ursachen und Lösungen für besseren Schlaf
Schlafprobleme sind bei ADHS sehr häufig. Erfahren Sie, warum Menschen mit ADHS oft schlecht schlafen und was wirklich hilft.

Verfasst von
Dr. Sarah Müller


Warum haben Menschen mit ADHS Schlafprobleme?
Bis zu 75% der Erwachsenen mit ADHS berichten von Schlafproblemen. Die Ursachen sind vielfältig:
Neurologische Faktoren
- Verzögerte Melatoninausschüttung: Schlafhormon wird später produziert
- Arousal-Regulation: Schwierigkeiten, 'herunterzufahren'
- Circadianer Rhythmus: Oft natürlich später (Delayed Sleep Phase)
ADHS-spezifische Probleme
- Gedankenkarussell: Nicht abschalten können
- Hyperfokus am Abend: Verlieren des Zeitgefühls
- Impulsivität: 'Noch schnell' etwas erledigen
- Reizoffenheit: Schwierigkeiten, Stimuli auszublenden
Medikamenteneffekte
ADHS-Medikamente können Schlaf beeinflussen:
- Stimulanzien können Einschlafen erschweren
- Zu kurze Wirkdauer führt zu abendlichem 'Rebound'
- Timing der Einnahme ist wichtig
Typische Schlafprobleme bei ADHS
Einschlafprobleme
Viele ADHS-Betroffene können erst spät einschlafen (oft erst nach Mitternacht). Das Gehirn kommt nicht zur Ruhe.
Durchschlafprobleme
Oberflächlicher Schlaf, häufiges Aufwachen, intensive Träume sind häufig.
Verschobener Schlaf-Wach-Rhythmus
Viele mit ADHS sind natürliche 'Eulen' (Chronotyp Abend). Früh aufstehen für die Arbeit führt zu chronischem Schlafmangel.
Restless Legs Syndrom
Tritt bei ADHS häufiger auf und stört das Einschlafen zusätzlich.
Strategien für besseren Schlaf
Schlafhygiene speziell für ADHS
- Feste Zubettgeh-Routine: Gleiche Abfolge von Aktivitäten
- Gedanken externalisieren: Notizbuch neben dem Bett
- Reizreduktion: Verdunklungsvorhänge, Ohrstöpsel, kühles Zimmer
- Stimulierende Aktivitäten vermeiden: Bildschirme mind. 1h vor dem Schlafen aus
- Entspannungsrituale: Meditation, Progressive Muskelentspannung
Timing anpassen
- Akzeptieren Sie Ihren natürlichen Rhythmus (wo möglich)
- Flexible Arbeitszeiten nutzen
- Lichttherapie am Morgen
- Melatonin-Supplementierung (ärztlich abklären)
Medikamente anpassen
- Stimulanzien früher einnehmen
- Retard-Präparate bei Rebound-Effekt
- Zusätzliches Kurzzeitmedikament am Abend (manchmal)
Wann professionelle Hilfe suchen?
Wenn Schlafprobleme:
- Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen
- Zu Tagesmüdigkeit und Leistungseinbußen führen
- Trotz Schlafhygiene persistieren
- Durch ADHS-Medikamente verstärkt werden
Eine ADHS-Behandlung kann auch Schlafprobleme bessern. Lassen Sie sich beraten.
Über den Autor / die Autorin

Dr. Sarah Müller
Dr. Sarah Müller ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen.
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